2009 08 13 Julie Adams & Richard Smith
Interview mit Richard Smtih „Neue Dimensionen eröffnet“
Der Fingerstyle-Gitarrist Richard Smith über sein Konzert in Blomberg, das Cello-Spiel seiner Frau und die ständige Versuchung eines Virtuosen
Als „den verblüffendsten Kerl, den ich an der Gitarre kenne“, bezeichnete der legendäre Chet Atkins den nächsten Gast des Kulturvereins „Viele Saiten“. Auch der australische Stargitarrist Tommy Emmanuel spart nicht mit Lob: „Wer mein Gitarrenspiel mag, der sollte erst einmal Richard Smith hören.“ Der 37-jährige Virtuose aus Nashville überwindet mit seiner makellosen Spieltechnik, die sich Fingerstyle nennt und Bass, Rhythmus und Melodie einschließt, scheinbar mühelos die Grenzen musikalischer Genres. Im Duett mit seiner Frau Julie Adams am Cello wird Richard Smith am Donnerstag, 13. August, im Bürgerhaus in Blomberg auftreten. Die 41-Jährige ist ihrem Partner ebenbürtig: Nach ihrer klassischen Ausbildung legte auch sie alle Scheuklappen ab, arbeitete etwa mit Folk-Altmeister Glenn Yarbrough zusammen oder spielte Cello-Parts für den Soundtrack des Filmerfolgs „Bridget Jones“ ein. Erst kürzlich saß sie wieder für eine große Produktion im Studio: den noch unveröffentlichten Nachfolger des mit fünf Grammys prämierten Hit-Albums „Raising Sand“ von Robert Plant und Alison Krauss.
? Viele Saiten: Richard, Sie wurden in England geboren, leben und arbeiten in Nashville – was verschlägt Sie nun nach Blomberg?
Ich bin nun schon einige Jahre in Folge beim Gitarrenfestival in Rietberg aufgetreten, was ja nicht ganz so weit entfernt ist. Diesmal bot es sich einfach an, damit noch zwei weitere Konzerte zu verbinden, in Bestwig und Blomberg. Ein Freund hat diese Termine vermittelt. Es ist immer großartig, wenn Julie und ich unsere Musik einem neuen Publikum vorstellen können, und wir freuen uns sehr, diese Gelegenheit zu haben.
? Viele Saiten: Im Frühjahr erst begeisterten mit Pat Bergeson und Joe Robinson zwei weitere Fingerpicker und die Sängerin Annie Sellick im Bürgerhaus. Können die Zuhörer von Ihnen ähnliche Musik erwarten?
Ein bisschen durchaus. Etwas Gesang ist auch dabei, aber hauptsächlich werden wir Instrumentalstücke spielen. Es wird eine Mischung unserer persönlichen Lieblingsmusik sein: Die reicht von Fingerpicking-Klassikern von Chet Atkins und Jerry Reed über Scott-Joplin-Rags, die sonst nur auf dem Klavier zu hören sind, über Eigenkompositionen und Beatles-Hits, Bach und vielleicht auch Mozart bis hin zu Geigen- und Swing-Standards – versetzt mit einigen Django-Reinhardt-Passagen, Blues, Bebop und Pop. Wir möchten dem Publikum sehr vielseitige Musik nahe bringen, die es so wahrscheinlich noch nie gehört hat. Die Kombination von Gitarre und Cello verleiht ihr eine ganz besondere Note.
? Viele Saiten: Wie passen diese beiden Instrumente zusammen?
Oh, es macht sehr viel Spaß, Stücke für diese Kombination zu arrangieren. Während die Gitarre für den richtigen Groove sorgt, kann sich das Cello zu Melodien aufschwingen, tiefere und höhere Harmonien oder Gegenstimmen zur Gitarre spielen und natürlich ein sattes Fundament liefern. Manchmal nutzen wir es für einen Walking Bass bei Swing-Stücken, wenn ich auf der Gitarre einen Solo-Ausflug mache. Es ist erstaunlich, wie sehr das Cello auch zum Rhythmus beitragen kann, wenn man die Lieder nur entsprechend arrangiert. Sein großer Tonumfang trägt sicherlich zu all diesen Einsatzmöglichkeiten bei. Es hat mir zweifellos neue musikalische Dimensionen eröffnet.
? Viele Saiten: Ein Cello gehört also nicht nur zur Klassik?
Für das Cello ist Platz in allen Genres. Man muss es nur richtig einzusetzen wissen.
? Viele Saiten: Die Nylonsaiten-Gitarre kennen wir ebenfalls aus der Klassik. Sie spielen alles Mögliche von Jazz bis Country bis Pop darauf. Wieso nutzen Sie ein solches Modell?
Ich glaube, ich bin bei der Nylonsaiten-Gitarre hängen geblieben, weil ich viel von Jerry Reeds Musik und auch viel aus dem klassischen Repertoire gehört habe. Der Klang spricht mich einfach an. Und die Saiten sind zu meinen Nägeln freundlicher als Stahl.
? Viele Saiten: Können Sie auch richtig rocken damit?
Ich habe sie sogar schon mit Verzerrer-Pedalen benutzt ...
? Viele Saiten: In dem deutschen Studentenportal StudiVz hat jemand Ihr Spiel als „Heavy Metal Fingerpicking“ beschrieben.
Ha! So habe ich das eigentlich noch nie gesehen. Aber wenn sich dadurch Studenten für meine Musik interessieren sollten, dann soll mir sogar das recht sein.
? Viele Saiten: Sie haben noch ganz andere Fürsprecher wie Tommy Emmanuel oder Chet Atkins. Stellen solche prominenten Verehrer nicht auch eine Belastung dar?
Es ist natürlich großartig, Komplimente von Menschen zu bekommen, die ich selbst bewundere, besonders von Chet Atkins, der meine größte Inspiration ist. Diese Anerkennung darf einem nur nicht zu Kopf steigen. Ich genieße es einfach nur, Musik zu machen und mich immer weiterzuentwickeln. Insofern sind Komplimente von Chet oder Tommy auch eine Ermutigung. Zumindest weiß ich dann, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
? Viele Saiten: Welchen Maßstab setzen diese Leute?
Sie wissen einfach, wie man geschmackvoll spielt. Das ist das Schwierigste, wenn man sich eine gute Technik angeeignet hat. Es geht darum, gute Musik zu machen statt nur mit seinem Können anzugeben. Viele von uns laufen in diese Falle. Chet und Jerry ist das nie passiert. Jede Note hatte einen Zweck. Bei Django war das genauso. Von vielen technisch versierten Gitarristen kann ich mir ein paar Sachen abschauen – doch von Chet und Jerry und Django wollte ich jedes Lied immer komplett lernen, jedes Solo Note für Note. Das ist alles so perfekt gefügt. Chet hat außerdem stets Material aus vielen verschiedenen Genres gespielt, was mich inspiriert hat, selbst viele Stile abzudecken.
? Viele Saiten: Wieso sollten sich Leute, die nicht Gitarre oder Cello spielen, Ihr Konzert anhören?
Vielleicht weil sie gute Musik erleben wollen. Wie Chet schon sagte: „Die Gitarristen werden es sowieso mögen. Aber wenn du ihre Ehefrauen unterhalten kannst, dann erst hast du deinen Job gemacht!“
? Viele Saiten: Vielen Dank für das Gespräch.
Das Gespräch führte Ingo Salmen, Münster (c) 2009
Links
www.richardsmithmusic.com
www.myspace.com/richardsmithandjulieadamsguitarandcello
Der Fingerstyle-Gitarrist Richard Smith über sein Konzert in Blomberg, das Cello-Spiel seiner Frau und die ständige Versuchung eines Virtuosen
Als „den verblüffendsten Kerl, den ich an der Gitarre kenne“, bezeichnete der legendäre Chet Atkins den nächsten Gast des Kulturvereins „Viele Saiten“. Auch der australische Stargitarrist Tommy Emmanuel spart nicht mit Lob: „Wer mein Gitarrenspiel mag, der sollte erst einmal Richard Smith hören.“ Der 37-jährige Virtuose aus Nashville überwindet mit seiner makellosen Spieltechnik, die sich Fingerstyle nennt und Bass, Rhythmus und Melodie einschließt, scheinbar mühelos die Grenzen musikalischer Genres. Im Duett mit seiner Frau Julie Adams am Cello wird Richard Smith am Donnerstag, 13. August, im Bürgerhaus in Blomberg auftreten. Die 41-Jährige ist ihrem Partner ebenbürtig: Nach ihrer klassischen Ausbildung legte auch sie alle Scheuklappen ab, arbeitete etwa mit Folk-Altmeister Glenn Yarbrough zusammen oder spielte Cello-Parts für den Soundtrack des Filmerfolgs „Bridget Jones“ ein. Erst kürzlich saß sie wieder für eine große Produktion im Studio: den noch unveröffentlichten Nachfolger des mit fünf Grammys prämierten Hit-Albums „Raising Sand“ von Robert Plant und Alison Krauss.
? Viele Saiten: Richard, Sie wurden in England geboren, leben und arbeiten in Nashville – was verschlägt Sie nun nach Blomberg?
Ich bin nun schon einige Jahre in Folge beim Gitarrenfestival in Rietberg aufgetreten, was ja nicht ganz so weit entfernt ist. Diesmal bot es sich einfach an, damit noch zwei weitere Konzerte zu verbinden, in Bestwig und Blomberg. Ein Freund hat diese Termine vermittelt. Es ist immer großartig, wenn Julie und ich unsere Musik einem neuen Publikum vorstellen können, und wir freuen uns sehr, diese Gelegenheit zu haben.
? Viele Saiten: Im Frühjahr erst begeisterten mit Pat Bergeson und Joe Robinson zwei weitere Fingerpicker und die Sängerin Annie Sellick im Bürgerhaus. Können die Zuhörer von Ihnen ähnliche Musik erwarten?
Ein bisschen durchaus. Etwas Gesang ist auch dabei, aber hauptsächlich werden wir Instrumentalstücke spielen. Es wird eine Mischung unserer persönlichen Lieblingsmusik sein: Die reicht von Fingerpicking-Klassikern von Chet Atkins und Jerry Reed über Scott-Joplin-Rags, die sonst nur auf dem Klavier zu hören sind, über Eigenkompositionen und Beatles-Hits, Bach und vielleicht auch Mozart bis hin zu Geigen- und Swing-Standards – versetzt mit einigen Django-Reinhardt-Passagen, Blues, Bebop und Pop. Wir möchten dem Publikum sehr vielseitige Musik nahe bringen, die es so wahrscheinlich noch nie gehört hat. Die Kombination von Gitarre und Cello verleiht ihr eine ganz besondere Note.
? Viele Saiten: Wie passen diese beiden Instrumente zusammen?
Oh, es macht sehr viel Spaß, Stücke für diese Kombination zu arrangieren. Während die Gitarre für den richtigen Groove sorgt, kann sich das Cello zu Melodien aufschwingen, tiefere und höhere Harmonien oder Gegenstimmen zur Gitarre spielen und natürlich ein sattes Fundament liefern. Manchmal nutzen wir es für einen Walking Bass bei Swing-Stücken, wenn ich auf der Gitarre einen Solo-Ausflug mache. Es ist erstaunlich, wie sehr das Cello auch zum Rhythmus beitragen kann, wenn man die Lieder nur entsprechend arrangiert. Sein großer Tonumfang trägt sicherlich zu all diesen Einsatzmöglichkeiten bei. Es hat mir zweifellos neue musikalische Dimensionen eröffnet.
? Viele Saiten: Ein Cello gehört also nicht nur zur Klassik?
Für das Cello ist Platz in allen Genres. Man muss es nur richtig einzusetzen wissen.
? Viele Saiten: Die Nylonsaiten-Gitarre kennen wir ebenfalls aus der Klassik. Sie spielen alles Mögliche von Jazz bis Country bis Pop darauf. Wieso nutzen Sie ein solches Modell?
Ich glaube, ich bin bei der Nylonsaiten-Gitarre hängen geblieben, weil ich viel von Jerry Reeds Musik und auch viel aus dem klassischen Repertoire gehört habe. Der Klang spricht mich einfach an. Und die Saiten sind zu meinen Nägeln freundlicher als Stahl.
? Viele Saiten: Können Sie auch richtig rocken damit?
Ich habe sie sogar schon mit Verzerrer-Pedalen benutzt ...
? Viele Saiten: In dem deutschen Studentenportal StudiVz hat jemand Ihr Spiel als „Heavy Metal Fingerpicking“ beschrieben.
Ha! So habe ich das eigentlich noch nie gesehen. Aber wenn sich dadurch Studenten für meine Musik interessieren sollten, dann soll mir sogar das recht sein.
? Viele Saiten: Sie haben noch ganz andere Fürsprecher wie Tommy Emmanuel oder Chet Atkins. Stellen solche prominenten Verehrer nicht auch eine Belastung dar?
Es ist natürlich großartig, Komplimente von Menschen zu bekommen, die ich selbst bewundere, besonders von Chet Atkins, der meine größte Inspiration ist. Diese Anerkennung darf einem nur nicht zu Kopf steigen. Ich genieße es einfach nur, Musik zu machen und mich immer weiterzuentwickeln. Insofern sind Komplimente von Chet oder Tommy auch eine Ermutigung. Zumindest weiß ich dann, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
? Viele Saiten: Welchen Maßstab setzen diese Leute?
Sie wissen einfach, wie man geschmackvoll spielt. Das ist das Schwierigste, wenn man sich eine gute Technik angeeignet hat. Es geht darum, gute Musik zu machen statt nur mit seinem Können anzugeben. Viele von uns laufen in diese Falle. Chet und Jerry ist das nie passiert. Jede Note hatte einen Zweck. Bei Django war das genauso. Von vielen technisch versierten Gitarristen kann ich mir ein paar Sachen abschauen – doch von Chet und Jerry und Django wollte ich jedes Lied immer komplett lernen, jedes Solo Note für Note. Das ist alles so perfekt gefügt. Chet hat außerdem stets Material aus vielen verschiedenen Genres gespielt, was mich inspiriert hat, selbst viele Stile abzudecken.
? Viele Saiten: Wieso sollten sich Leute, die nicht Gitarre oder Cello spielen, Ihr Konzert anhören?
Vielleicht weil sie gute Musik erleben wollen. Wie Chet schon sagte: „Die Gitarristen werden es sowieso mögen. Aber wenn du ihre Ehefrauen unterhalten kannst, dann erst hast du deinen Job gemacht!“
? Viele Saiten: Vielen Dank für das Gespräch.
Das Gespräch führte Ingo Salmen, Münster (c) 2009
Links
www.richardsmithmusic.com
www.myspace.com/richardsmithandjulieadamsguitarandcello