2009 10 31 Onkel Fisch
Pressekritik
Voller Einsatz bis zur Gesichtsmuskelzerrung
Comedy-Duo "ONKeL fISCH" zeigt deutsche Befindlichkeiten im Blomberger Bürgerhaus
Von Karl-Heinz Krull
"ONKeL fISCH"? Sind das die netten Onkels von der Küste, vom Kutter oder aus dem Fischladen? Der Verein "Viele Saiten" hatte das Comedy-Duo zur Erläuterung solcher drängenden Fragen eingeladen.
Blomberg. Alles konnte zwar nicht geklärt werden bei diesem Abend im Bürgerhaus, aber dass das Comedy-Duo witzig - doch nicht immer nett - ist, wurde vom Publikum mit viel Beifall honoriert. Alles fing ganz harmlos an. Die Tür war zu, Adrian Engels und Markus Riedinger nicht zu sehen. Es hieß, man müsse noch ein Requisite besorgen, das Sofa sei noch nicht da. Schlecht für ein Bühnenprogramm, das "ONKeL fISCH auffem Sofa" heißt. Die Ansage war wohl aber nicht so ganz ernst zu nehmen, sondern eher Baldrian für Pünktlichkeit gewohnte Lipper.
Dafür dauerte der Auftritt dann aber fast drei Stunden - bei vollem Körpereinsatz für das Onkel-Fisch-Duo Engels und Riedinger eine schweißtreibende Angelegenheit. Beide tragen "zu Guttenberg-Streetwear", wie sie es nannten. Schwarzer Anzug, weißes Hemd, Weste, Krawatte - ein Outfit, das den Blödsinn in den Texten noch hervorhebt.
Engels, der Lange mit Kinnbart und Scheitel, und Riedinger, der Einen-Kopf-Kleinere mit nach hinten gegelten Haaren, rasen auf der Bühne durch die deutsche Sprache, das Fernsehprogramm, die deutsche Politik, deutsche Befindlichkeiten und das deutsche Wohnzimmer. Sie präsentieren sich als geistig weggetretene Mallorca-Urlauber, oder grölender Fanclub. "Bei Pisa sind wir die Letzten" oder "Advent, Advent, ein Lichtlein brennt" sind zwar nicht unbedingt Standard-Gröl-Texte, zeigen aber punktgenau, wo es in unserer Gesellschaft schon mal klemmt.
Schafe, die zuviel Gras gefressen haben und darum etwas apathisch wirken. Rapper, die ihren Ehefrauen, die über mangelnde Mitarbeit im Haushalt meckern, mit aktuellem Chauvi-Getue klar machen: "Wir bringen den Müll runter. Wie wir die Tonnen füllen, ist ein Weltwunder".
Ob "CSI - Onkel Fisch", sechs Wochen Stau auf der Autobahn, Inka-Rezepte (Pommes mit Maya) oder Szenen einer 15 Jahre andauernden Onkel-Fisch-Bühnen-Ehe, alles ist drin. Nicht zu vergessen, der Versuch im Publikum eine Büroklammer zur Yacht durchzutauschen. Das Duo arbeiten dabei immer mit vollem Körpereinsatz, da wird sogar der Begriff "Arschgeige" schauspielerisch - und wörtlich - umgesetzt.
Engels und Riedinger springen, tanzen und schneiden Grimassen, dass der Zuschauer meint, er könne die Gesichtsmuskelzerrung selbst spüren. Eine wilde Mischung, sicher nicht für jedermann, aber bestimmt keine langweilige.
Dokumenten Information
Copyright © Lippische Landes-Zeitung 2009
Voller Einsatz bis zur Gesichtsmuskelzerrung
Comedy-Duo "ONKeL fISCH" zeigt deutsche Befindlichkeiten im Blomberger Bürgerhaus
Von Karl-Heinz Krull
"ONKeL fISCH"? Sind das die netten Onkels von der Küste, vom Kutter oder aus dem Fischladen? Der Verein "Viele Saiten" hatte das Comedy-Duo zur Erläuterung solcher drängenden Fragen eingeladen.
Blomberg. Alles konnte zwar nicht geklärt werden bei diesem Abend im Bürgerhaus, aber dass das Comedy-Duo witzig - doch nicht immer nett - ist, wurde vom Publikum mit viel Beifall honoriert. Alles fing ganz harmlos an. Die Tür war zu, Adrian Engels und Markus Riedinger nicht zu sehen. Es hieß, man müsse noch ein Requisite besorgen, das Sofa sei noch nicht da. Schlecht für ein Bühnenprogramm, das "ONKeL fISCH auffem Sofa" heißt. Die Ansage war wohl aber nicht so ganz ernst zu nehmen, sondern eher Baldrian für Pünktlichkeit gewohnte Lipper.
Dafür dauerte der Auftritt dann aber fast drei Stunden - bei vollem Körpereinsatz für das Onkel-Fisch-Duo Engels und Riedinger eine schweißtreibende Angelegenheit. Beide tragen "zu Guttenberg-Streetwear", wie sie es nannten. Schwarzer Anzug, weißes Hemd, Weste, Krawatte - ein Outfit, das den Blödsinn in den Texten noch hervorhebt.
Engels, der Lange mit Kinnbart und Scheitel, und Riedinger, der Einen-Kopf-Kleinere mit nach hinten gegelten Haaren, rasen auf der Bühne durch die deutsche Sprache, das Fernsehprogramm, die deutsche Politik, deutsche Befindlichkeiten und das deutsche Wohnzimmer. Sie präsentieren sich als geistig weggetretene Mallorca-Urlauber, oder grölender Fanclub. "Bei Pisa sind wir die Letzten" oder "Advent, Advent, ein Lichtlein brennt" sind zwar nicht unbedingt Standard-Gröl-Texte, zeigen aber punktgenau, wo es in unserer Gesellschaft schon mal klemmt.
Schafe, die zuviel Gras gefressen haben und darum etwas apathisch wirken. Rapper, die ihren Ehefrauen, die über mangelnde Mitarbeit im Haushalt meckern, mit aktuellem Chauvi-Getue klar machen: "Wir bringen den Müll runter. Wie wir die Tonnen füllen, ist ein Weltwunder".
Ob "CSI - Onkel Fisch", sechs Wochen Stau auf der Autobahn, Inka-Rezepte (Pommes mit Maya) oder Szenen einer 15 Jahre andauernden Onkel-Fisch-Bühnen-Ehe, alles ist drin. Nicht zu vergessen, der Versuch im Publikum eine Büroklammer zur Yacht durchzutauschen. Das Duo arbeiten dabei immer mit vollem Körpereinsatz, da wird sogar der Begriff "Arschgeige" schauspielerisch - und wörtlich - umgesetzt.
Engels und Riedinger springen, tanzen und schneiden Grimassen, dass der Zuschauer meint, er könne die Gesichtsmuskelzerrung selbst spüren. Eine wilde Mischung, sicher nicht für jedermann, aber bestimmt keine langweilige.
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